Mit der Kunst ist es wie blind essen, wir müssen lange kauen, um zu erfahren, was wir vor uns haben.
Viten
Mit der Kunst ist es wie blind essen, wir müssen lange kauen, um zu erfahren, was wir vor uns haben.
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„In der Weihnachtsbäckerei…“ – Rolf Zuckowskis Kinderlied ist ein richtiger Ohrwurm. Wir kriegen ihn nicht mehr aus dem Kopf, während wir rühren, kneten und backen.
In der Thea-Versuchsküche herrschen gefühlte 35 Grad. Angetan mit schweinchenrosa Ganzkörperschürzen backen Natascha, Brigitte, Anja, Florian, Michael und ich Plätzchen, bis uns das Blech wegfliegt. Wir sind so mit Feuereifer bei der Sache, dass wir nicht mal vom rohen Teig naschen. Natascha, unsere Theatertherapeutin (?), ist die Herrscherin über die Backförmchen. Sie hat die Ruhe weg, ist ein Fels in der Brandung, wo wir anderen längst den Überblick verloren haben bei den vielen Blechen. Jeder Teigklumpen sieht für uns irgendwann gleich aus, egal, ob Buttergebäck oder Biokipferl dabei rauskommen sollen.
Nur die Kokosmakronen heben sich deutlich ab von den anderen Cookies. Eine klebrige Masse dank Eiweiß, Zucker und Kokosraspeln. Mit zwei Kaffeelöffeln formt Brigitte hingebungsvoll hübsche Makrönchen. Sie sind gelungen, werden richtig fluffig und luftig und haben die richtige Farbe, ein zartes Creme.
Dann geben wir uns die Kokos-Sesam-Kugel. Im Ofen werden aus den runden Bällchen kleine Fladen, die obendrein noch teilweise zusammenkleben. Irgendwie sehen sie auf dem Blech aus wie Mini-Sesam-Laugen-Brötchen. Aber der Geschmack: 1 a prima!
Gabi, leidenschaftliche Hobby-Bäckerin, bringt ihren Teig von zuhause mit und muss nur noch die Kuvertüre anrühren. Alles bio, oder was? Die Rezepte stammen aus der bei Veganern beliebten Zeitschrift „Schrot & Korn“, sind sehr aufwändig und versprechen gesunden Genuss ohne Reue.
Das Buttergebäck bekommt nach dem Backen und Abkühlen quietschbunte Liebesperlen verpasst, sehr zur Freude unserer Kinderherzen.
Barista Florian bereitet uns auf Ansage wahlweise Cappuccino oder Yogi-Tee. Wir glühen von innen und sind glücklich.
Nach vier Stunden ist alles ausgekühlt und verpackt. Die Thea-Weihnachtsfeier kann kommen!
Eva Strasser
inspiriert bin ich
mir selbst um jahre voraus
der verstand zieht nach
harald kainzbauer
Quiche a la Sarah
Quiche Lorraine mit Speck, Sahne und Eiern ist die Pizza des Elsass. Stilecht wird dort Federweisser dazu getrunken. Doch da wir im Thea vegetarisch kochen, bevorzugen wir andere Varianten. Der Teig ist immer der gleiche: ein Mürbteig (und nicht etwa Blätterteig) aus Butter, Mehl, Eiern, einem Teelöffel Salz und fünf Esslöffeln kaltem Wasser. Sarah hat ein altes Rezept ihrer Grossmutter, die in der Nähe von Stuttgart lebte, genommen. Wichtig: den Teig ca. 30 Minuten kalt stellen. Beim Auskleiden der Form einen ungefähr zwei Zentimeter hoher Rand formen. Dann den Boden belegen. Da gibt es viele Möglichkeiten: Klassisch ist Lauch, aber es kann auch anderes Gemüse wie Brokkoli genommen werden. Sehr gut: Spinat mit Lachs. Für den Guss Sahne mit Eiern und Milch verquirlen. Die Quiche 40 bis 45 Minuten backen. Sie soll schön knusprig sein. Bon appetit!
Text: Eva Strasser
Foto: Walter Küpper
Gemüse aus dem Wok
Flitterwochen in Thailand, das ist nicht nur Sonne satt und Liebe inklusive. Franziska hat von ihrer Hochzeitsreise vor 20 Jahren ihr Lieblingsrezept mitgebracht: Gemüse aus dem Wok. Sogar ihr Sohn, der auf Junkfood steht, isst das mit Begeisterung. Je mehr Gemüse im Haus ist, desto besser. Unsere Zutatenliste: Bambussprossen, Karotten, Tomaten, Zucchini, kugelrunde Strohpilze, Lauch, Paprika, Sojasprossen, Zuckererbsen, Cashewkerne und Ingwerstückchen. Alles in einer Mischung aus Öl und Sojasauce im Wok anbraten und mit gelbem Curry würzen. Dazu gibt es Reis, der in Kokosmilch gekocht wurde. Das schnelle Gericht ist das Lieblingsessen von Franziskas Tochter, die vegan lebt. Acht Wok-Ladungen hat unser Starkoch Florian zubereitet, und alle Thea-Gäste sind begeistert, als das Essen auf den Tisch kommt!
Text: Eva Strasser
Spaghetti, Pizza, Tiramisu – das fällt dem gemeinen Deutschen als erstes zu bella Italia ein. Dass Gnocchi dabei im wahrsten Sinne des Wortes unter den Tisch fallen, liegt nicht nur an der komplizierten Aussprache, sondern auch daran, dass sie beim Italiener um die Ecke nicht so oft auf der Speisekarte stehen. Und dabei sind die Käsenocken aus Kartoffelteig eine Spezialität des Piemont. Wir haben sie mit Hartweizengrieß aufgepeppt. Die Lizenz zum Knödeln hat wie im vergangenen Jahr unsere Judith, die so gerne im Teig herummanscht, was viele Hobbyköche eher gruselt. Parmesan und würziger, geriebener Bergkäse machen den Teig zu einer kompakten Masse. Und dann kommt der Moment der Wahrheit: Der Verzweiflung nahe, fragt sich Judith: Wird der Knödel im heißen Wasser auseinanderfallen? Die Probe ist bestanden, allgemeines Aufatmen. Pfifferlinge in Sahne-Sauce oder auch einfach nur zerlassene Butter passen wunderbar zu den Käsnocken. Mit Basilikum garniert servieren!
Pizza frutti di mare
Auch in diesem Jahr feiert das Theateratelier wieder die Esskultur. Wir beginnen mit einem Gericht, das nicht wirklich als ernährungstechnisch korrekt gilt. In Zeiten, in denen Kohlrabi-Apostel und Veganer als Heilsbringer daherkommen, gilt Pizza als Junkfood. Vor allem die aus der Tiefkühltruhe. Man muss zugeben, dass die Pizzen aus dem Karton oft ziemlich scheusslich schmecken. Ganz anders sieht es mit den Selbstbelegten aus. Es muss ja nicht Pizza pervers mit fettiger Salami sein. Wir haben uns für Meeresfrüchte und als Krönung drei Riesengarnelen für jeden entschieden. Alternativ bieten wir Artischocken als Belag an. Ganz wichtig: Immer Mozzarella nehmen, bloss keinen anderen Käse, wie das schon mal im Billig-Ristorante vorkommt! Die Tomatensauce gut würzen und auf keinen Fall zu flüssig machen, sonst ersäuft der (fertig gekaufte) Teig! Dazu einen frischen Beilagensalat – buon appetito!
Text: Eva Stasser
Spinatknödelblues
Mittwoch, 17. Dezember 2014. Immer wenn es regnet, packt uns der Spinatknödelblues. Dann wird der Knödel zum Bahnhof gerollt. 85 auf einen Streich – da bleibt einem doch glatt der Knödel im Halse stecken! Unsere Knödlerova Judith gibt das Tempo vor; wir Assistenten folgen. Wollüstig manscht sie im Batz herum und erzählt uns die schöne Geschichte, wie sie sich als kleines Mädchen in ihrem Sonntagskleid in einer Pfütze suhlte. Der Trick bei der Knödelproduktion: Gerollt wird in der Kuhle der linken Hand. In einer Affengeschwindigkeit geraten wir in den vielzitierten Flow, in dem die Hausarbeit zum Vergnügen wird. Am Ende liegen auf drei Blechen 85 Knödel so perfekt und prall, als hätten sie eine Botoxspritze intus. Wir haben nur Blödsinn im Kopf und stellen uns eine Spinatschlacht a´ la Dick & Doof vor. Ich bringe meine Rayban-Brille vor einem Angriff der Killer-Knödel in Sicherheit. In einem Töpfchen testet derweil unser Küchengott Flo im durchlöcherten Viviane-Westwood-Shirt an einem Mini-Knödel, ob die Masse im Innersten zusammenhält. Okay, ab geht´s in die Töpfe! Nach getaner Tat machen wir ein Selfie von unseren schleimgrünen Händchen. Nach einer Viertelstunde sind die Knödel durchgezogen. Die Meute wartet schon hungrig. Auf den Tisch kommen die Knödel mit zerlassener Butter, Champignons & Cherry-Tomaten vom Blech, aufgepimpt mit Kürbiskernen, einem Tropfen sündteuren Kürbiskernöl und Parmesan – eine vegetarische Geschmacksexplosion, die fast nicht zu toppen ist. Später gibt´s noch eine rosarote Granatapfeltorte a´la Enie van de Meiklokjes. Nicht nur Vincent will mehr!
Text: Eva Strasser